Mantrasingen oder heilsames Singen: Was passt zu mir?

Willst du Stress abbauen, meditieren, mit Freude in der Gruppe singen? Ob Mantrasingen oder heilsames Singen, beides stärkt deine körperliche und seelische Gesundheit. Aber was ist jetzt der Unterschied? Was bringt mir das überhaupt? Irgendwie hängen Mantras mit Yoga zusammen und sind „spirituell“. Heilsames Singen? Ein esoterisches Heilungsritual, ein schamanischer Medizingesang? Nein. Aber auch nicht Chorsingen, Rudelsingen oder Karaoke. Was die „Zutaten“ des heilsamen Singens sind, wie es wirkt, was die uralte Tradition des Mantrasingens damit zu tun hat, dazu mehr hier.

Was ist heilsames Singen?

Heilsames Singen ist das Chanten von einfachen Liedern und Mantren (Mantras), die aufgrund ihrer Thematik und ihrer leichten Singbarkeit eine besondere soziale, gesundheitsfördernde und meditative Wirkung haben. Im deutschen Sprachraum wurden die Begriffe „Heilsame Lieder“ und „Heilsames (lauschendes) Singen“ von Wolfgang Bossinger und Dr. Karl Adamek geprägt (siehe auch meinen Blogartikel Glossar Chanten. Was sind eigentlich Chants, Mantras & Co?“).

Es geht beim heilsamen Singen nicht darum, mit Gesang zu „heilen“ (was auch ein illegales „Heilversprechen“ wäre). Die Wirkung des leistungsfreien Singens in der Gruppe wird als heilsam erfahren. Und zwar in dem Sinne, dass es zur Selbstregulation und Lebensfreude beiträgt. Da es beim heilsamen Singen nicht wichtig ist, ob du die Töne richtig triffst, oder ob du eine „schöne Stimme“ hast, kannst du erst einmal anfangen zu fühlen, und weniger zu denken. Heilsames Singen ist vom Kern her „integrativ“, d. h. jede*r ist willkommen, egal welches Alter, Geschlecht, Bildung oder körperliche Einschränkung. Für jeden wohlgesonnenen Menschen gibt es einen Platz im Singkreis.

Was gehört zum heilsamen Singen?

Die Bestandteile variieren je nach Veranstaltung und Geschmack. Meist beginnt ein typischer Singkreis von 1,5 – 2 h Dauer mit einem Warm-Up für Körper und Stimme und der gesungenen Begrüßung aller Teilnehmenden. Die Intensität des Singens steigert sich von leicht und locker zu „tieferen“ Erfahrungen. In dieser intensiven Phase gibt es auch lange gesungene, sehr meditative Mantras in meinen Singing Circles. Zum Abschluss singen wir wieder rhythmische, „erdende“ Lieder und rituelle Abschluss-Songs, die sich je nach Gruppe entwickeln. Hier eine kleine Liste der üblichen „Zutaten“:

  • Deutsche heilsame Lieder, englische Healing Songs, aber auch Mantras und Chants aus aller Welt (auch Come-together-songs genannt – siehe Liederbücher von Hagara Feinbier). Sie werden oft wiederholt, die Melodien sind leicht nachzusingen, die Texte überwiegend hoffnungsvoll optimistisch, häufig auch auf die Schönheit der Natur bezogen oder „spirituell“. Ohne Notenblätter.
  • einfaches Tönen. Klingende Laute (häufig offene Vokale, wie „a“ und „o“) als gemeinsame „Klangwolke“. Simple Melodien ohne Worte, die Stimme und Körper zum Vibrieren und Entspannen bringen
  • Summen und vielleicht spontane Stimmimprovisationen in der Gruppe
  • Lockerungsübungen und leichte Stimm- und Atemübungen zu Beginn, um miteinander „warm“ zu werden
  • Besingen, d. h. eine Gruppe von Teilnehmenden singt für eine Person, die sitzt oder liegt.
  • leichte Klatsch- bzw. Rhythmusübungen, die auch ungeübten Teilnehmenden Spaß machen
  • Mehrstimmigkeit, nur, wenn sie sehr einfach ist und ohne große Übungsphasen funktioniert.
    Kanon-Singen ohne Beurteilung des Ergebnisses …
    Freies Singen von Ober- oder Unterstimmen von einzelnen Teilnehmenden ist willkommen
  • Sharing-Circle, d. h. der freiwillige Austausch über die Wirkung des Gesungenen oder das Mitteilen von Erfahrungen, Wünschen und Feedback

Wie wirkt heilsames Singen?

Grundsätzlich beruhigt leistungsfreies Singen das Nervensystem, aktiviert den Parasympathikus (Entspannung, Regeneration). Die Sauerstoff-Versorgung des Körpers verbessert sich, Stresshormone bauen sich ab und ein Glückshormon-Cocktail wird ausgeschüttet. Du fühlst dich körperlich lebendig und gleichzeitig entspannt (mehr über die Wirkung in diesem Blogartikel). Das Besondere beim heilsamen Singen in der Gruppe ist, dass das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird. Durch das Miteinander singen, sich ansingen, eventuell miteinander tanzen dabei, entsteht ein achtsamer, liebevoller gegenseitiger Kontakt. Warum ich das heilsame Singen so sehr liebe (obwohl ich den Begriff „heilsam“ nicht so mag), kannst du auch hier lesen.

Was ist Mantra Chanting?

Mantras zu singen, kommt ursprünglich aus der hinduistischen Kultur und ist eine spirituelle Praxis. Bestimmte „heilige“ Silben oder Worte (Mantras) werden lange wiederholt. Das Singen von indischen Sanskrit-Mantras wird in unserer Kultur hauptsächlich im Yoga praktiziert. Es ist Teil des „Bhakti-Yoga“, des Yoga der liebenden Hingabe.

Ursprünglich waren Mantras Teil religiöser Rituale und spiritueller Übungen. „Im Hinduismus etwa werden Mantras mit bestimmten Gottheiten, wie Shiva oder Vishnu, verbunden – nicht als Gebet im westlichen Sinne, sondern als Resonanzform des Göttlichen selbst.“ (Zitat aus dem Yogaeasy Artikel über die 5 wichtigsten Mantras und ihre Bedeutung.) Nicht die Musik und nicht die Wirkung nach außen, die „Performance“ ist wichtig beim Mantra-Singen. Es ist die Wirkung nach innen auf unser Bewusstsein und unser Gefühl für eine andere Ebene, für das Göttliche, in welcher Form auch immer.

Mantras kannst du zur Meditation auch alleine singen. Besonders kraftvoll ist es aber in der Gruppe. Hier wird im engeren Sinne der Begriff Kirtan für das gemeinsame Mantra singen verwendet, wie es traditionell in Indien stattfindet. Beim Kirtan singt man meist im „Call-and-Response-Stil“ mit musikalischer Begleitung durch eine Band. Dabei singt der/die VorsängerIn (Kirtaniya) das Mantra vor, und die Gruppe antwortet mit der Wiederholung. 
Mehr über den Ablauf des Mantra Singens in meinen Singkreisen findest du in diesem Blogartikel.

Das Singen von hinduistischen oder buddhistischen Mantras ist also eine spezifische Form des allgemeinen Begriffes „Chanting“.

Chanten oder Chanting

  • Breiterer Begriff für das hingebungsvolle Wiederholen von Klängen oder Wörtern
  • kann auch das Sprechen, Flüstern oder Singen von Mantras, Liedern oder einfachen Silben umfassen
  • meditative Praxis mit dem Ziel der Konzentration und Beruhigung des Geistes

Mantrasingen oder heilsames Singen: was passt besser zu mir?

Das kommt darauf an, was du erreichen willst. Heilsames Singen ist ein guter „Einstieg“, besonders wenn dir eine bunte Mischung verschiedener Liedformen gefällt. Da gibt es ein reichhaltiges Repertoire, von heilsamen Liedern, englischen Healing Songs, internationalen Chants, „Kraftliedern“, hinduistischen oder buddhistischen Mantras (Schlager oder Hits aus den Charts müssen leider draußen bleiben …). Bei Bedarf liegen Textzettel aus, und du singst einfach das, was dir gefällt.

Auch wenn du sonst eher zurückhalten bis schüchtern bist, ist es in einem Singkreis erstaunlich leicht, einfach mal Kontakt aufzunehmen beim Singen. Bei manchen Liedern besingt die Gruppe dich vielleicht, oder du ihr singt für jemanden ein Mantra oder eine paar Liedzeilen. Beim heilsamen Singen wirst du nach und nach lockerer und mutiger mit deiner Stimme. Du machst auch mal eher ungewohnte Übungen mit, vielleicht einen einfachen, gesungenen Kreistanz oder etwas „alberne“ Körper- und Stimmübungen. Wenn du dich gern mitreißen lässt, dann ist das heilsame Singen auf jeden Fall etwas für dich.

Oder singst du lieber indische Mantras mit spirituellem Hintergrund, die dich in Kontakt mit dir selbst und einer anderen Ebene bringen? Ruhig sitzend, auf einem Meditationskissen am Boden oder auch einem Stuhl? Singst du lieber ins Innere als nach außen? Liebst du das gemeinsam gesungene OM im Yoga-Unterricht und spürst, dass dich diese Laute, Silben und Yoga-Mantras magisch anziehen? Dann ist das ruhige, meist sehr meditative Mantra singen vielleicht genau das, was dich glücklich macht.

Wenn du etwas mehr feurige Energie schätzt, könntest du herausfinden, wo in deiner Gegend Kirtanabende stattfinden. Diese traditionelle Art des gemeinsamen Mantra Singens, begleitet vom Klang indischer Instrumente wie dem Harmonium und den Tablas (Trommeln), steigert sich meist in der Intensität so, dass einige der Singenden ekstatisch zu tanzen beginnen.

Mein Tipp: Starte mit der bunten Mischung

Mantrasingen oder heilsames Singen, im Yoga-Studio oder einem offenen Singkreis: beides kann dich wirklich weiter bringen. Besonders, wenn du in einer Phase deines Lebens bist, in der Neuorientierung ansteht, und du Kraft und Zuversicht tanken möchtest.
Beim heilsamen Singen wirst du wahrscheinlich eine gute Mischung ganz unterschiedlicher, einfacher Lieder, Songs und Mantren in verschiedenen Sprachen singen (z. T. mit Textblättern, immer ohne Noten). Ziemlich sicher wirst du in Kontakt mit dir selbst und anderen kommen und dabei erstaunlich gute Laune entwickeln. Nachher bist du erfrischt, lebendig, klar im Kopf und gleichzeitig „geerdet“. Für mich selbst war das heilsame Singen ein guter Start auf meinem Weg hin zu mehr Lebensfreude und Gesang als tägliche Begleiterin.

Vielleicht sind Mantras als rein spirituelle Übung gerade das, was dich reizt. Menschen, die sich nach innerer Ruhe sehnen, und sich eher in sich selbst zurückziehen wollen, lieben das Singen bzw. Chanten sehr meditativer, ruhiger Mantras. Die oft sehr lange Wiederholung der gleichen Silben, Worte und Sätze in einer fremden Sprache können dich schnell in einen tranceähnlichen Zustand bringen. Wichtig ist vielleicht, dass du mit der Weltsicht des Yoga oder des Buddhismus, und der indischen Götterwelt als Repräsentanten unterschiedlicher Seins-Qualitäten nicht allzu sehr „fremdelst“. Du brauchst keine religiöse Zugehörigkeit zu fühlen, um dich singend Teil der gemeinsamen Hingabe an den Klang und das Göttliche in dir zu begreifen.

Vielleicht hast du Lust auf beide Varianten? Dann nimm ab und zu an einem offenen Singkreis, einem „Singing Circle“ teil, erlebe einen Kirtan-Abend und singe öfter mal auch ein Mantra für dich selbst. Bei meinen Singwochenenden und Retreats ist alles so einfach, dass du gleich Zuhause weitersingen kannst. Du musst dich nicht entscheiden, ob Mantrasingen oder heilsames Singen dein Favorit ist, es gibt genug von beidem. Durch deine Singstimme kannst du wunderbare, kostbare Erfahrungen sammeln. Schreib mir, wenn du dabei sein willst, oder buche dir einen Telefontermin für deine Fragen. Ich freue mich, dich kennenzulernen.

Elena Deppe

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