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Was ist toll am Mantras Chanten?

(aktualisiert am 12.02.22)

Mantras Chanten ist eine besondere Art der Meditation. Chanten oder Chanting ist hingebungsvolles Singen. Du wiederholst einen gesungenen Klang, ein oder mehrere Worte viele Male und bist innerlich ganz dabei. Das heißt dann „Mantra“. Das Wort Mantra setzt sich aus den Wortstämmen „manas“ (Geist) und „tram“ (Schutz) zusammen. Ein Mantra ist also dazu gedacht, Deinen Geist zu beschützen.

Du kannst ein Mantra auch nur innerlich wiederholen, auch ganz ohne Melodie (Japa). Wenn Du Deine Singstimme und eine einfache Melodie dabei benutzt, dann wird dies Mantra Chanten oder Chanting genannt. Chanter heißt singen auf Französisch. Natürlich kannst Du es auch einfach Mantra singen nennen.

Beim Mantras Chanten konzentrierst Du Dich innerlich auf Dein Mantra. Die vielen Wiederholungen wirken entspannend und beruhigend auf Dein Gehirn. Die freien Lücken zwischen den Gedanken werden größer und Du kommst in einen angenehm fokussierten, meditativen Zustand.

Chanten ist nicht das Gleiche wie Singen

Stimmtechnisch gesehen ist chanten auch singen. In der englischen Sprache unterscheidet man auch zwischen „chanting“ und „singing“. Chanten ist von seinem Wesen her eigentlich nicht kunstvoll. Es ist eine Form der Meditation, eine Art „Heilsames Singen“. Deine innere Ich-kann-nicht-singen-Stimme darf sich komplett entspannen. Beim Chanten betrittst Du einen Ort jenseits von richtig und falsch. Dort wo Leistung und der Wunsch nach Perfektion keine Rolle spielen.

Natürlich verläuft die Grenze zwischen Chanting und Singen fließend. Eine klassische Opernarie wird gesungen, nicht gechantet. Nichts gegen ausgebildete Profi-Stimmen. Aber das ist auch richtig Arbeit, mit Noten, Proben und Aufführungen. Du übst und bemühst Dich, eine möglichst gute Leistung zu bringen. Beim Chanten oder Mantra singen geht es nicht um die äußere Wirkung und nicht um eine kunstvolle Ausführung. Im Mittelpunkt steht die Hingabe an den Augenblick. Die Verbindung zum Klang und seine Bedeutung für Dich. Du lässt die Verstandesebene los und wirst zeitlos. Die häufige Wiederholung der Klänge und Worte ist quasi ein gesungenes Gebet.

Mantra Chanting mit vielen leuchtenden Kerzen im Dunklen
Meditatives Mantra Singen bei Kerzenschein

Mantras Chanten nicht nur für Yogis

Ein Mantra wird im Yoga als Klang mit spiritueller Kraft begriffen. Eines der bekanntesten Mantras weltweit ist zum Beispiel das OM. Dieser für viele Menschen heilige Urklang besteht eigentlich aus den drei Lauten A-U-M. Er soll eine heilende und befreiende Wirkung haben. Im Hinduismus ist OM die Klangvibration, aus der die Welt erschaffen wurde. Am Anfang war das Wort – also ein Klang. So steht es auch in der Schöpfungsgeschichte der Bibel. Wenn Du jetzt OM chantest, kann es für Dich ein kraftvolles Gebet sein. Ganz unabhängig davon, ob Du Dich einer Religion zugehörig fühlst oder nicht.

Mantras Chanten im Lotossitz mit Händen in Gian-Mudra auf Holzboden
Mantra Chanting ist nicht nur für Yogis

Welches der vielen Mantras nehme ich?

Du kannst Dich für ein traditionelles indisches Mantra auf Sanskrit entscheiden oder eine ganz andere Art von Chant wählen. Es gibt zum Beispiel viele indianisch inspirierte Lieder, in denen die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft angerufen werden. Auch Chants wie Eo Wahi Panala aus Hawai eignen sich, da der Text hier nur aus drei einfachen Worten besteht. Die lang gezogenen Vokale bringen Deinen Atem zum Fließen. Du kannst Dich beim Chanten auch bewegen; gehen oder auch tanzen. Bei einem buddhistischen Mantra wie Om Tare Tuttare Ture Soha sitzt Du eher ruhig auf einem Stuhl oder auf einem Sitzkissen am Boden.

Wenn Du noch kein Repertoire hast, suche Dir vielleicht einfach ein Mantra auf Youtube aus, das Dich spontan anspricht. Sing dann einfach eine Weile mit, bist Du die Melodie erfasst hast. Es gibt auch einige Mitsing-CDs mit Chants und Mantras aus aller Welt . Eines meiner Lieblingsmantren ist ein altes, sehr bekanntes Mantra des „Wohlwollens“. Es besteht aus den vier Worten in der alt-indischen Sprache Sanskrit Lokah Samastah Sukhino Bhavantu. Das heißt übersetzt: „Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein. Mögen alle meine Worte, Taten und Gedanken zu ihrem Glück und zu ihrer Freiheit beitragen.“ Hier eine angenehm einfache Version von „Lokah“ und hier die beliebte Version von Deva Premal und Miten.

Wenn dir gerade kein „klassisches“ Mantra einfällt oder gefällt, wähle einfach ein für dich positives Wort in deiner Muttersprache. Wie zum Beispiel „Liebe“ oder „Vertrauen“. Wenn Du das Wort dann mehrfach hintereinander sprichst, passiert es fast automatisch, dass sich eine kleine Melodie ergibt. Vielleicht auch nur aus zwei, drei Tönen. Auch Halleluja, Amen oder Shalom sind Mantras, die du Chanten kannst. Schau einfach, was gerade zu deiner Stimmung passt.

Wie oft soll ich ein Mantra wiederholen?

Es ist wirkungsvoller, eine Weile bei einem Mantra zu bleiben und das dann so oft wie möglich zu wiederholen. So kannst du wirklich tiefer eintauchen in die Energie des jeweiligen Mantras. 108 Wiederholungen sind in Indien eine „magische“ Zahl. Als Hilfestellung gibt es die Gebetskette mit 108 Perlen, die sogenannte Mala. 108 Wiederholungen ist bei längeren Mantras allerdings ganz schön lang. Am Anfang reicht vielleicht auch die Hälfte der Wiederholungen.

Das Abzählen der Wiederholungen passt nicht für jeden und kann auch Stress bereiten, wenn man die 108 Perlen unbedingt fertig chanten möchte. Setze dir sonst einfach eine feste Dauer für deine Session – vielleicht 10 – 20 Minuten. Wichtig ist einfach nur, nicht sofort wieder aufzuhören, wenn du einen inneren Widerstand spürst. Halte erst einmal durch, bis du deinen persönlichen Atem-Rhythmus gefunden hast. Dann bleibe einfach dabei, solange es dir guttut.

Was brauche ich zum Mantras Chanten für zu Hause?

  • Deine Stimme. Die darf sein, wie sie gerade ist. Spröde und ungeübt oder fließend und klar. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht nötig.
  • Einen Raum oder Ort, an dem Du Dich ungestört und unbeobachtet fühlst. Das kann auch das Badezimmer sein, ein ruhiger Platz im Garten oder in einem Park in Deiner Nähe.
  • Einen Timer oder Wecker mit einem sanften Klingelton. Wenn die Dauer Deiner Singzeit ganz klar bemessen ist, bist Du innerlich entspannter.
  • Einen Stuhl, ein Sitzkissen oder ein Meditationsbänkchen. Wenn Du auf einem Sitzkissen am Boden sitzt, schau, dass Deine Knie nicht höher sind als Dein Becken. Sonst baue Deine Sitzunterlage höher und lege noch Kissen seitlich unter die Knie. Deine Beine sollten sich wohlfühlen beim längeren Sitzen.

Ablauf einer Chanting Session

  • Entscheide Dich für einen Chant oder ein klassisches Mantra. Wenn es Dir leichter fällt, dann singe erst einmal zusammen mit einer Begleitung „aus der Konserve“. Wenn Du dann Tonhöhe und Rhythmus verinnerlicht hast, kannst Du die Musik dann ganz leise regeln.
  • Stelle Dir Deinen Timer so, dass Du zunächst zwischen 5 und 11 Minuten Singzeit hast. Wenn Du länger sitzen bleiben möchtest, kannst Du das ja tun.
  • Setze Dich locker aufrecht hin und atme erst einmal mehrfach ruhig und bewusst ein und aus. Lege Deine Hände locker auf dem Schoß ab. Gern mit den Handflächen nach oben. Das macht Deiner Haltung offener.
  • Beginne dann mit dem Chanten, indem Du immer das gleiche Wort oder die gleiche Phrase singst. Wenn Du Dich zum Beispiel für den heiligen Klang OM entschieden hast, kannst Du A-U-M singen. Du dehnst die Vokale A und U lang aus und landest dann auf dem M. Das summst Du noch ein kleines bisschen, bis Deine Atemluft fast verbraucht ist. Dann atmest Du wieder ein und beginnst von Neuem.
  • Wenn Du möchtest, kannst Du auch Deine Wiederholungen zählen. Das kann helfen, den Geist noch mehr zu fokussieren.
  • Am Ende bleibe noch einige Momente sitzen und genieße die Stille nach dem Klang. Als rituellen Abschluss kannst Du auch die Handflächen vor Deinem Herzen in einer Grußgeste zusammen legen und Dich sanft verneigen. Namasté.
Mantras Chanten - Eine Mala mit 108 braunen Holzperlen und einer roten Quaste als Buddha-Perle
Eine Mala ist eine Gebetskette mit 108 Perlen

Instrumente wie Trommel, Gitarre, indisches Harmonium sind geeignet als einfache Begleitung. Allerdings nur, wenn Dir das Spielen ganz leicht fällt und nicht die Aufmerksamkeit von Deinem Mantra abzieht. Deine Stimme allein ist auf jeden Fall ausreichend für eine wirkungsvolle Chanting-Praxis.

Hier eine kleine einfache Mantra-Demonstration und Zusammenfassung der Tipps per Video:

Elena erklärt Mantra-Chanting für Einsteiger…

Was mir das Mantras Chanten wirklich bringt

Mantras Chanten schüttet Deinen persönlichen Glückscocktail aus. Also körpereigene Drogen ohne schädliche Nebenwirkungen. Du entspannst Dich, fühlst innere Ruhe und Freude. Der Atem wird automatisch tiefer. Stresshormone wie Adrenalin und Cortsol werden abgebaut. Du fühlst Dich gleichzeitig angeregt und fokussiert. Im besten Fall trittst Du innerlich einen Schritt zur Seite und siehst Dich und Deine Herausforderungen in einem größeren Zusammenhang.

Natürlich ist es eine wunderbare Erfahrung, wenn Du ab und zu bei einem Singkreis oder einem Mantra-Konzert mitsingen kannst. In einer Gruppe gemeinsam Mantras chanten kann sehr kraftvoll sein. Aber auch allein kannst Du so Stress abbauen und Lebenskraft tanken.

Wenn Du das Chanten regelmäßig praktiziert (und sei es beim Spazieren gehen oder Putzen), wirst Du bestimmt eine positive Wirkung spüren. Der gleichförmige, beruhigende Klang und die regelmäßige, tiefe Atmung bringen Dich an einen Ort, an dem alles gut ist, so wie jetzt ist. Unbehagen, Langeweile, sogar Schmerzen verlieren an Bedeutung. Du fühlst Dich Zuhause in der Welt, leicht und frei. Wenn Du Dich mit einem Mantra angefreundet hast, versuche mal, es in einer für Dich akut stressigen Situation zu chanten. Vielleicht nur sehr leise oder nur innerlich. So können Mantras Dein ganz persönliches Werkzeug werden, um mit klarem Kopf und offenem Herzen zu Dir selbst zu finden.

Elena Deppe

1 Kommentar zu „Was ist toll am Mantras Chanten?“

  1. Ich konnte nie früher meditieren, obwohl ich mich sehr dafür interessiert habe.
    Seit ich 17 bin lese ich ûber Budismus und Meditation,
    aber leider hat es bei mir nie funktioniert und nichts gebracht.
    Dann habe ich den Film von Tina Turner gesehen wo sie chantet „Nam-myoho-renge-kyo“ das hat mich sofort angesprochen.
    Habe es sofort gefühlt obwohl ich nicht mal wußte, dass es zu einer besonderen Art der Meditation gehört.
    Habe dann mehr darüber gelesen und angefangen jeden tag mittags und abends ca. 10-15min zu chanten.
    Bin zwar erst am Anfang, aber ich spüre schon danach eine Art vibrierende Energie in mir…Vielleicht auch Klarheit im Kopf…ich kann es nicht erklären, aber es ist anders!
    Ich komme irgendwie bisschen näher zu mir ….
    Ich bin ein sehr feueriger und energischer Mensch, mit vielen kreativen, aber auch manchmal belastenden Gedanken.
    Ich muss sagen, dass ich mit chanting jetzt schon bisschen zu Ruhe komme !
    Wichtig ist nicht aufgeben, manchmal fühlt man es nicht aber irgendwann kommt man so rein, dass man nicht aufhören möchte zu chanten:)))

    Das sind meine ersten Rrfahrungen und ich würde sehr gerne das auch mal in einer Gruppe versuchen. Vielleicht habt ihr Tipps:)

    Liebe Grüße aus Stuttgart
    Chanting Begeisterte:)

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